Vicki Baum – Liebe und Tod auf Bali

Sicher von ihrem Aufenthalt in Bali 1935 inspiriert, veröffentlicht Vicki Baum 1937 ihren Roman Liebe und Tod auf Bali, dessen Titel ein wenig in die Irre führt.

Wer hier eine Liebesschnulze erwartet, geht fehl.

Stattdessen wird der Leser recht unaufdringlich mit auf eine Zeitreise genommen, in die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts ans andere Ende der Welt, nach Bali.
Hier leben die Menschen in ihrer althergebrachten Weise, verbunden mit den Göttern und der Natur. Kinder werden geboren, Menschen sterben und dies erregt weit weniger Aufsehen als der nächste Hahnenkampf, der nächste Tanz oder der Bau eines neuen Tempels.

Wer weise ist im Herzen,
der trauert nicht um die Lebendigen
noch um die Toten.
Alles, was lebt, lebt ewig.
Nur das Gehäuse, das Zerbrechliche, vergeht.
Der Geist ist ohne Ende, ewig ohne Tod.

Aus der Bhagavad-Gita

 
Deshalb haben die Menschen auf Bali Zeit. Sie haben nur selten Eile und im Angesicht der Ewigkeit ist nicht viel der Erinnerung wert.
So ist die Strandung des chinesischen Schiffes „Sri Kumala“ zwar ein unerhörtes Ereignis, wird aber von den Balinesen schnell wieder vergessen. Dass ausgerechnet dieses Schiff Anlass für gravierende Umwälzungen auf der kleinen Insel werden soll, scheint völlig ausgeschlossen.
Unaufhaltsam, wenn auch von den meisten Bewohnern der beschriebenen Orte unbemerkt, nimmt das Schicksal seinen Lauf.
Doch bis dahin ist noch Zeit.
Zeit, die reichhaltige Kultur der Balinesen in ihren täglichen Verrichtungen kennen zu lernen, ihre religiösen Zeremonien mitzuerleben und ihre Lebensweise verstehen zu lernen.
Zeit, die Schönheit der Landschaft Balis auf uns wirken zu lassen.

Es ist noch Zeit, bis die holländischen Kolonialherren ein Schiff entsenden, um auch Bali ihrem Reich einzuverleiben…

Unbedingte Leseempfehlung!